Pachinko: Ein einfaches Leben – Staffel 1 (2024)

Inhalt / Kritik

In den 1920er kommt Sunja (als Kind gespielt von Yu-na, als Jugendliche gespielt von Kim Min-ha) als Kind einer koreanischen Bauernfamilie zur Welt. Auf Yeongdo, einer koreanischen Insel, erwartet sie ein hartes Leben, in dem es heißt, um das eigene Überleben und das der Familie zu kämpfen. Zudem ist die Insel fest in der Hand der japanischen Besatzer, was immer wieder zu Unruhen führt. Die Besatzer hingegen beäugen die Händler, Farmer und Fischer argwöhnisch, ahnden jede noch so kleine Gesetzesübertretung mit großer Härte, was die Spannungen zwischen den Gruppen nur noch erhöht. Sunja gewöhnt sich schnell an ihre Umgebung und macht sich unter den Händlern viele Freunde durch ihr Handlungsgeschick und ihre Fröhlichkeit. Auch ihren Eltern bleibt das offensichtliche Geschick ihrer Tochter was Verhandlungen angeht nicht verborgen. Doch angesichts der beschränkten Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, können sie Sunja keine andere Bildung bieten. In ihrer Jugend fällt sie dann Koh Hansu (Lee Min-ho), einem reichen japanischen Händler, wegen ihrer Schönheit, doch ebenso ihrer Intelligenz und Furchtlosigkeit auf. Als er sie vor einem Übergriff durch eine Gruppe Halbstarker rettet, entspinnt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, welche Sunja geheim halten muss, doch die sich schon bald zu weitaus mehr entwickelt als nur ein paar harmlosen Gesprächen.

Im New York der späten 1980er Jahre arbeitet Solomon (Jin Ha), Sunjas Enkel, als Abteilungsleiter in einer international operierenden Bank und macht sich Hoffnungen auf den Posten des Vizepräsidenten, die aber von seinen Vorgesetzten zerschlagen werden. Er schlägt vor, dass man ihn nach Japan senden möge, wo er einen Geschäftsabschluss tätigen könne, der schon sehr lange in der Schwebe steht und der an einen millionenfachen Gewinn gekettet ist. Schließlich willigen seine Bosse ein, doch in Tokio angekommen trifft er auf Widerstand innerhalb seiner Kollegen wie auch anderer Parteien. Zudem wartet auf ihn ein Wiedersehen mit seinem Vater Baek Mozasu (Soji Arai), dem Besitzer mehrerer Pachinko-Hallen, der an eine Expansion seines Unternehmens denkt und seiner Geschäftspartnerin auf der Suche nach deren vermisster Tochter Hana, Solomons einstiger Geliebten, helfen will.

„Die Geschichte hat uns im Stich gelassen, aber was macht das schon.“

Bereits kurz nach Erscheinen entpuppte sich der zweite Roman Ein einfaches Leben der koreanisch-amerikanischen Journalistin Min Jin Lee als ein Bestseller, der 2017 unter anderem für den National Book Award im Bereich Fiktion nominiert war und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Die generationenübergreifende Familiengeschichte über Themen wie Diskriminierung und Stereotype begeisterte auch Showrunnerin Soo Hugh, die auf Basis des Romans die Serie Pachinko produzierte, bei der bekannte Regisseure wie Kogonada (After Yang) und Justin Chon (Gook) die einzelnen Folgen inszenierten. Seit geraumer Zeit schon ist Pachinko über Apple TV+ zu sehen.

Bereits im ersten Satz ihres 552 Seiten starken Romans fasst Min Jin Lee die zentrale These, die ihrem Werk, für welches sie mehrere Jahre lang recherchiert hat, zusammen. Die Geschichte hat die Figuren, die sie zeichnet und die in der Serie auftreten, unabhängig von welcher Dekade des vergangenen Jahrhunderts man spricht, durchaus im Stich gelassen, jedoch finden sie einen Weg, sich durchzukämpfen. Innerhalb der insgesamt acht Folgen wechselt die Perspektive immer wieder zwischen den 1920er/30er Jahren, um dann wieder in das Tokio der ausgehenden 1980er Jahre zu gelangen. Neben der familiären Verbindung der beiden Protagonisten, der jugendlichen Sunja und ihrem Enkel Solomon, sind auch ihre Kämpfe in gewisser Weise gleich, auch wenn sich die Umstände geändert haben. In Sachen Ausstattung, Bildkomposition und nicht zuletzt dem Schnitt wird zwischen diesen beiden Leben eine Verbindung gezogen, wird eine bestimmte Ära ins Leben gerufen, auf der einen Seite die japanische Besatzung Koreas und auf der anderen Seite Japan gegen Ende des Wirtschaftsbooms. Die Umstände sind anders, aber der Kampf um Anerkennung, Respekt und letztlich auch das Überleben, wenn auch mit unterschiedlichen Konnotationen, bleibt erhalten.

Überleben und Anpassen

Im Zentrum steht, im Roman wie auch der Serie, die Idee der Pachinko-Maschine, jener vor allem in Japan populären Glücksspielautomaten. Der von Soji Arai gespielte Beak erklärt in einer Szene einem seiner Mitarbeiter das Prinzip, welches schließlich rein vom Glück und Zufall abhängt und beiden Seiten, dem Spieler wie dem Besitzer der Maschine, gewissermaßen gleiche Chance einräumt. Nur in diesem bunten, von Lichtern erfüllten Raum gibt es eine Art heile Welt des Glücks, wie es bereits der Vorspann der Serie, in der die Figuren zu den Klängen von Let’s Live for Today von The Grass Roots tanzen. Dort draußen zählen Tugenden wie Adaption an die Umstände, wenn man überleben und nicht untergehen will – eine Lektion, welche Sunja an ihre nachfolgenden Generationen weitergegeben hat, besonders als diese nach Japan übersiedelten und dort den Status als Außenseiter innehatten, wie später auch Solomon in den USA.

Abgesehen von den inszenatorischen Aspekten ist Pachinko vor allem ein großes Ensemble-Drama, bei dem es unfair wäre einen Schauspieler oder eine Schauspielerin alleine zu loben, gebührt doch der ganzen Besetzung Respekt. Als Zuschauer bekommt man nicht nur einen Eindruck über geschichtliche und kulturelle Aspekte, sondern zugleich eine Perspektive auf gesellschaftliche Umstände geliefert, welche diese Figuren hart gemacht haben und sie um ihr Überleben kämpfen ließen.

Credits

OT: „Pachinko“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Kogonada, Justin Chon
Drehbuch: Soo Hugh, Mfoniso Udofia, Lauren Yee, E. J. Koh, Franklin Jin Rho, Ethan Kuperberg, Matthew J. McCue
Idee: Soo Hugh
Vorlage: Min Jin Lee
Musik: Nico Muhly
Kamera: Florian Hoffmeister, Ante Cheng
Besetzung: Yuh-jung Youn, Min-ha Kim, Soji Arai, Jin Ha, Jun-woo Han, In-ji Jeong, Eun-chae Jung, Min-ho Lee, Kaho Minami, Steve Sanghyun, Anna Sawai, Jimmi Simpson

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